Sonntag, 23. Oktober 2011, 11:30 – 15:00 Uhr Literatenpark am Wolfgangsee, Ferienhort, Ried bei St. Wolfgang
Zu Ehren der „Grande Dame der österreichischen Literatur“ Hilde Spiel, die am 19. Oktober ihren 100. Geburtstag feiern würde, veranstaltet die Initiative Wolfgangsee Literatur eine Matinee mit Film, Buchpräsentation inklusive Lesung durch Andrea Eckert und persönlichen Erinnerungen ihres Sohns Felix de Mendelssohn. Jella Jost singt Lieblingslieder Hilde Spiels.
Am 19. Oktober 1911 wird Hilde Spiel in Wien geboren. In St. Wolfgang am Wolfgangsee hatte die bekannte Schriftstellerin, Journalistin und Übersetzerin, die zu den bedeutendsten Autorinnen der Nachkriegszeit zählt, über Jahrzehnte ihren Ferienwohnsitz. Für die Initiative „Wolfgangsee Literatur“ und die Marktgemeinde St. Wolfgang ein schöner Anlass, die hundertste Wiederkehr des Geburtstages der „Grande Dame der österreichischen Literatur“, wie sie anerkennend genannt wurde, gebührend zu feiern. Die Schauspielerin Andrea Eckert liest aus Hilde Spiels Roman „Verwirrung am Wolfgangsee“, für den die Autorin 1935 in jungen Jahren den renommierten „Julius-Reich-Preis“ erhielt und der anlässlich des Jubiläums im „Milena Verlag“ neu aufgelegt wurde. Im Rahmen dieser Matinee wird auch der Film „Hilde Spiel – Nur nicht die Wirklichkeit„ gezeigt, der Hilde Spiels Leben beleuchtet und einen interessanten Blick in Werk, Wirken und Gedanken der Schriftstellerin bietet. Für die musikalische Umrahmung sorgt Sängerin, Schauspielerin und Künstlerin Jella Jost, die Lieblingslieder der Autorin zum Besten gibt. Der persönlichen Erinnerung an Hilde Spiel widmet sich ihr Sohn Felix de Mendelssohn – zum Abschluss der Matinee wird er sich an die Zeit mit seiner Mutter im „Haus am Bach“ in St. Wolfgang erinnern, über das Familienleben im Salzkammergut erzählen und vor allem über den „Grünen Salon“ mit den vielen berühmten Gästen seiner Mutter erinnern. Das Programm: Sonntag, 23.Oktober 2011, Ferienhort Ried: 11:30 Film „Hilde Spiel – Nur nicht die Wirklichkeit“ 12:20 Buchpräsentation und Lesung: „Verwirrung am Wolfgangsee“ mit Andrea Eckert 13:00 Pause 13:15 Felix de Mendelssohn: „Am Wolfgangsee mit meiner Mutter“ 14.00 Erfrischungen und ein kleiner Gruß aus der Wolfgangsee-Küche Jella Jost singt Lieblingsmusik von Hilde Spiel Presse „Wolfgangsee Literatur“ Arno Perfaller Tel. 0699 17606 765, E-Mail: perfaller@seeliteratur.at Peter Nömaier Tel. 0650 6263 614, E-Mail: noemaier@seeliteratur.at Veranstaltungsort: Literatenpark am Wolfgangsee, Ferienhort, Ried 1, 5360 Ried bei St. Wolfgang. Schulgebäude im Ferienhort, Ried 1 Eintritt: € 20,00, Im Kartenpreis inbegriffen: „Kleiner Gruß“ aus der Wolfgangsee-Küche. Kartenverkauf: ab 29.9. 2011 erhältlich bei der Wolfgangsee Tourismus Gesellschaft, Au 140, 5360 St. Wolfgang. Tel. +43 (0) 6138/8003, E-Mail: office@wolfgangsee.at Restkarten vor Ort ab 30 Minuten vor Veranstaltungsbeginn.
Hilde Spiel, die seit 1936 in London lebte, kam 1950 auf Einladung des Verlegers Gottfried Bermann-Fischer, mit ihrem Ehemann Peter de Mendelssohn nach St. Wolfgang. Der berühmte Ferienort hatte sie bereits in ihrer Jugend zu dem Roman „Verwirrung am Wolfgangsee“ inspiriert, der 1935 erschien. In St. Wolfgang fand Hilde Spiel einen Lebensstil vor, den sie seit jeher bewunderte, das gesellige Leben der herrschaftlichen Landhäuser, für das das Salzkammergut seit der Kaiserzeit berühmt war. Der Ort lag in der amerikanischen Besatzungszone und hatte keine größeren Bombenschäden erlitten und keine Kampfhandlungen erlebt. „Und nun“, schrieb Hilde Spiel euphorisch, kamen „die Ausgestoßenen“ zurück, „nicht nur aus London, sondern aus der Wüstennähe Kaliforniens und Israels, Salzkammergut-trunken seit eh und je.“ Leo Perutz, Ralph Benatzky, Fritz Kortner und Friedrich Torberg und einige inzwischen berühmt gewordene Filmemacher aus Hollywood, waren gekommen. Im Verlauf einiger Sommer, die Hilde Spiel und Peter de Mendelssohn in St. Wolfgang verbrachten, fanden sie rasch Anschluss an die künstlerische und geistige Elite. Sie trafen Ingeborg Bachmann und Franz Theodor Csokor und empfingen Golo Mann in ihrem Hotel in der Villa Tyrol, sahen Thomas Mann in Strobl und Hermann Kesten in St. Gilgen. Leo Perutz wurde ihnen im Haus von Alexander Lernet-Holenia, der in St. Wolfgang eine prächtige Villa bewohnte, vorgestellt. Sie verkehrten auch im Kreis der Hocharistokratie, wie Hilde Spiel in ihrem Hang zum Snobismus gerne betonte. In den frühen Fünfzigerjahren kam das Ehepaar neuerlich nach St. Wolfgang, da eines der Bücher Mendelssohns („Schmerzliches Arkadien“) in der Umgebung des Salzkammerguts verfilmt werden sollte. Alexander Lernet-Holenia machte das Ehepaar auf ein Anwesen aufmerksam, das an seiner Grundstücksgrenze lag. Der Naturpark Lernets mit seinen urwüchsigen Bäumbeständen gab schließlich den Ausschlag für den Kauf des Hauses. Ein Ischler Baumeister wurde beauftragt, die Terrasse zu erweitern, die schon kurze Zeit später zum Sonnendeck illustrer Literatenrunden werden sollte. Zu Hilde Spiels Gästen zählten Elias Canetti, Heimito von Doderer, um nur einige Namen zu nennen. Auch der „Freund-Feind“ und zeitweilige „Feind“ Friedrich Torberg, der Hilde Spiel in einer Intrige Anfang der Fünfzigerjahre übel mitgespielte hatte, gehörte zu der Literatenrunde im „Haus am Bach“, und in späteren Jahren war auch die jüngere Generation der Schriftsteller vertreten, etwa durch Julian Schutting, (damals Jutta Schutting). Sogar der zum Einsiedlertum neigende Thomas Bernhard zählte häufig zu Hilde Spiels Gästen. 1963 kehrte Hilde Spiel als Kulturkorrespondentin der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ nach Österreich zurück. Sie nahm ihren Hauptwohnsitz in Wien. Das Haus in St. Wolfgang fiel nach der Scheidung von Peter de Mendelssohn ihr zu. 1971 ging sie mit dem exzentrischen Schriftsteller und BBC-Redakteur Hans Flesch-Brunningen eine zweite Ehe ein. Ihre Trauung fand am Standesamt von St. Wolfgang statt. Nach dem Tod Alexander Lernet-Holenias fiel das Nachbarhaus dem Neffen Alexander Dreihann-Holenia zu, der zu ihrem Entsetzen den Park abholzen ließ. Diese Zerstörung konnte Hilde Spiel niemals verwinden, und schrieb sich in Büchern, wie etwa „Der Baumfrevel“, ihren Zorn von der Seele. Sie verkaufte ihr Haus und kehrte 1987 St. Wolfgang für immer den Rücken.
Mit „Wolfgangsee Literatur“ sollen auch zukünftig literarische Aktivitäten rund um den Wolfgangsee gesetzt werden. Neben Lesungen renommierter Persönlichkeiten aus dem Werk der „Wolfgangsee“-Literaten und jährlich stattfindender Literaturtage und Symposien, haben auch angehende Schriftsteller die Möglichkeit, ihr Schaffen der Öffentlichkeit zu präsentieren. Der „Literatenpark am Wolfgangsee“, eine vom Künstler Prof. Josef Symon gestaltete Parkanlage mit Denkmälern von Alexander Lernet-Holenia, Leo Perutz und Hilde Spiel, ist die Heimstätte dieser Aktivitäten.